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Evangelisch in Starnberg
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Fastenzeit - ein Ja zum Nein?
„Magst du noch ein Stück Sahne-Torte?“, „Kannst du beim Gemeindefest mithelfen?“, „Wollen Sie dieses kabellose High-Tech-Gerät zu einem sensationellen Preis kaufen und für immer glücklich sein?“
Die Fragen und Angebote, die uns regelmäßig erreichen, sind vielseitig und bisweilen verlockend. Kaum versehen, hat man schon zu allem „Ja“ gesagt.
In der Passionszeit bricht mit der 40-tägigen Fastenzeit nun das „Nein“-Sagen an. Allen süßen, berauschenden und Endorphine ausschüttenden Verführungen des Lebens soll vermehrt widerstanden werden. Aber wie kann das sein, dass ich auf die Dinge verzichten soll, die mich glücklich machen und mein Leben versüßen?
Die Bibel beschreibt, dass Jesus 40 Tage und Nächte in der Wüste war, fastete und den Versuchungen des Teufels widerstand. Die Geschichte ist maßgebendes Beispiel für die bis heute bestehende Buß- und Fastenpraxis in den christlichen Kirchen. Unsereiner hat vielleicht sofort das Bild von einer wässrigen Suppe mit trockenem Brot vor Augen, das den Fastenden in der Passions- oder Leidenszeit ausschließlich gestattet ist. Mit dem Verzicht geht jedoch nicht nur ein Leidensweg einher, es können auch Kreisläufe und ungesunde Muster durchbrochen werden.
Bevor sich eine reinigende, befreiende Wirkung zeigt, muss der menschliche Körper und Geist jedoch einige Kämpfe durchstehen: Der Kampf gegen Magengrummeln, Kopfschmerzen, verleitende oder ängstigende Gedanken, der Kampf des eigenen Willens gegen das eigene Wollen.
Aber: Warum darf ich nicht wollen? Ist das menschliche Begehren oder die Sehnsucht nach Zufriedenheit und Glück nicht etwas Tolles?
Jesus hungerte in der Wüste und machte aus dem Stein kein Brot, obwohl er es vielleicht vermocht hätte. Er wählte nicht den Weg des geringsten Übels zum Preis seiner Freiheit und Würde. Er widerstand und ließ sich nicht fremdbestimmen.
Beim Fasten geht es nicht darum, sich selbst zu quälen, um Gott zu gefallen, sondern, zu widerstehen, um für sich selbst einzustehen. Denn Gott steht zu uns, seit jeher.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen auch im Namen von Pfarrer Simon Döbrich und Pfarrer Johannes de Fallois eine gesegnete Passions- und Fastenzeit.
Ihre Pfarrerin
Rina Mayer