Wenn man an klaren Herbsttagen in der Natur wandert, kann man sie sehen: die wunderbaren Spiegelungen in Seen und Flüssen! Sie laden ein zu schauen, stehen zu bleiben, zu verweilen und zu genießen! Fast erscheint die Welt doppelt zu existieren, wundervolle Lichtreflexe lassen die Gewässer strahlen! Ein Gefühl von Freude durchströmt den Betrachter!
Nehmen wir dieses Bild einmal mit zu anderen Spiegelungen!
In der zwischenmenschlichen Kommunikation spielen Spiegelungen eine besonders große Rolle. Und das bereits vom ersten Atemzug an.
Ein Baby erlebt sich in den ersten ca 20 Lebensmonaten noch als Teil seines Umfeldes in der Symbiose mit der Bezugsperson. Zu seinen Grundbedürfnissen gehören neben der körperlichen Versorgung und Ernährung vor allem die Zuwendung, Mitgefühl und Empathie der Bezugsperson. In den ersten Wochen hat ein Baby noch keine „Weitsicht“, sondern nimmt das wahr, was sich direkt vor seinen Augen abspielt. Im Gesicht der Bezugsperson! Durch dessen Mimik erfährt es, wie Freude, Lachen, Trauer, Ärger oder andere Emotionen „aussehen“ können. Und es erfährt gleichzeitig, wie sich im Gegenüber seine eigenen Gefühle „spiegeln“.
Ein Beispiel: Ein Baby äußert seinen Unmut, seine Wünsche durch schreien, sprechen ist ja bekannter weise noch nicht möglich. Geht die Mutter darauf empathisch ein, nimmt ihr Kind hoch, spricht es direkt an, dann fühlt es sich „er“-kannt und seine Gefühle angenommen. Lächelt die Bezugsperson ihr Kind an, so imitiert es dieses Lächeln, spiegelt diese Emotion und lernt.
Beim Spazierengehen verläuft es ähnlich. Erst durch die Reaktionen der Begleitpersonen nimmt das Baby wahr, dass Entenfüttern Freude macht, wie schön die Farben sind, dass dieser Hund ein liebes Tier ist und so vieles andere mehr. Jede Minute ist emotionales Lernen „im Wiederspiegeln“ mit den Eltern. In den ersten zwei Lebensjahren wird so der Grundstein gelegt für Selbstwertgefühl und Empathiefähigkeit.
Diese dafür nötigen sogenannten „Spiegelneuronen“ wurden tatsächlich erst Anfang der 1990er Jahre entdeckt! Sie sind für alle zwischenmenschlichen Interaktionen in jedem Lebensalter von essentieller Wichtigkeit!
Bei der „empathischen Spiegelung“ reflektieren die Gesprächspartner gegenseitig Gefühle und Gedanken in Mimik und Gestik und würdigen damit ihr Gegenüber ohne zu urteilen!
In der Seelsorge und Mediation wird der Spiegeleffekt eingesetzt, weil er dazu führt, die eigene Position auch aus der Distanz zu betrachten.
Wie gut täte dieses Verhalten den sogenannten „Großen“ dieser Welt!
Bleibt uns, die Spiegelungen im eigenen Umfeld wahrzunehmen, empathisch zu sein, ausgehend davon, wie wichtig sie von Beginn des Lebens an sind.