Zwischen Gerümpel, Schrott und Schutt wuseln Kinder umher. Sie wuchten Bretter, nageln sie schief aneinander, balancieren auf improvisierten Konstruktionen, graben Löcher in die Erde. Der Geruch von Rauch hängt in der Luft, irgendwo knistert ein kleines Feuer. Es wirkt chaotisch, unordentlich, vielleicht sogar gefährlich und doch ist der Ort erfüllt von Energie und Fantasie. Hier entsteht eine Welt, die nicht von Erwachsenen geplant und gebaut wurde, sondern von Kindern.
Was wie eine Szene aus einem Abenteuerroman klingt, ist in Wahrheit ein Spielplatz. Kein gewöhnlicher, sondern der erste seiner Art. Im Jahr 1943 entstand im Kopenhagener Stadtteil Emdrup dieser erste Gerümpelspielplatz. Mitten im Krieg, in einer Zeit von Knappheit und Unsicherheit, bekamen Kinder einen Raum, in dem sie keine vorgefertigten Geräte nutzten, sondern selbst gestalten und ausprobieren durften.
Es ist ein Szenario, das für uns heute fremd wirkt. Unsere Spielplätze sind bis ins letzte Detail auf Sicherheitsrisiken geprüft, genormt, ordentlich und sauber. Auch wenn sie ausreichend Bewegungs- und Beschäftigungsoptionen bieten, fehlt es ihnen oft an etwas: Die Möglichkeit zu erfinden oder zu improvisieren. Ähnlich verhält es sich mit digitalen Spielewelten, die zwar reich an Reizen und Immersion, aber auch vollständig konzipiert und entwickelt sind. Man erfüllt Aufgaben, besteht Level und befolgt Regeln, anstatt neue zu kreieren.
Dabei zeigt Emdrup, dass Spielen viel mehr als reine Beschäftigung und Zeitvertreib sein kann: Es ist ein schöpferischer Akt, eine Erfahrung von Freiheit und Selbstbestimmung. Kinder haben dort gelernt, dass sie etwas verändern können, und erlebt, wie viel Freude darin liegt, etwas Eigenes entstehen zu lassen.
Haben wir das Spielen mit der Zeit verlernt? Vielleicht ein Stück weit. Dabei ist es nicht nur in Kindern angelegt, sondern gehört gleichermaßen zum Erwachsenwerden und -sein. Spielen bedeutet, neugierig zu bleiben, mit Freude zu experimentieren und nicht immer gleich an Zweck und Ergebnis zu denken. Wenn wir uns selbst und den Kindern wieder mehr Raum für dieses offene Tun lassen, dann fällt es uns vielleicht leichter, das Unbeschwerte im Schweren zu sehen – und ähnlich wie die Kinder im Jahr 1943 die Erfahrung von Freiheit in Zeiten der Bedrängnis zu machen.