Kolumne April 2025

Dietrich Bonhoeffer – Mut zur Verantwortung

Rina Mayer

Am 9. April 1945, nur wenige Wochen vor dem Ende des Krieges wurde der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer im Konzentrationslager Flossenbürg von den Nationalsozialisten in einem Akt der Willkür und Gewalt ermordet.

Doch bis heute, 80 Jahre nach seinem Tod, sind Bonhoeffers Worte und sein Wirken von großer Relevanz.

Er war mehr als ein Theologe. Er war ein Vordenker, ein Visionär, ein Mensch, der nicht nur glaubte, sondern auch handelte. Schon früh erkannte er die Gefahr, die vom nationalsozialistischen Regime ausging und stellte sich mutig gegen dessen menschenverachtende und judenfeindliche Ideologie. Während viele kirchlichen VertreterInnen schwiegen oder sich mit der politischen Lage arrangierten, erhob Bonhoeffer seine Stimme und vertrat die Auffassung:

Schweigen im Angesicht des Bösen ist selbst böse.

Für Bonhoeffer bedeutete christliche Verantwortung, konkret zu handeln und dabei die Folgen des eigenen Tuns mitzutragen, selbst wenn das bedeutete, Schuld auf sich zu laden. Im Angesicht der Verbrechen des Nationalsozialismus hielt er es aus seiner christlichen Überzeugung heraus für geboten, aktiv Widerstand zu leisten.

Er schrieb: „Nicht der sittlich reine Mensch, sondern der verantwortliche Mensch, der für das Leben der anderen eintritt, ist der Mensch, der in die Nachfolge Christi gerufen ist.“

Bonhoeffer erkannte, dass in einer Welt, in der Unrecht herrscht, Prinzipientreue allein nicht ausreicht. Denn wer nur die eigene Unschuld bewahren will, macht sich mitschuldig durch Untätigkeit.

Wer sich dem Unrecht entgegenstellt, muss manchmal in die bestehenden Strukturen eingreifen und dabei Schuld auf sich nehmen. Für Bonhoeffer war genau das gelebte Nachfolge: Mut zur Verantwortung zu haben und nicht aus Angst vor moralischer Verfehlungen passiv zu bleiben.

Sein Protest und Widerstand war entschieden. Er engagierte sich in der Bekennenden Kirche, schloss sich einem Kreis von Widerstandskämpfern um Claus Schenk Graf von Stauffenberg an und wirkte im Geheimen mit. Ein Theologe, der sich der politischen Verantwortung nicht entzog, sondern sie als Teil seines Glaubens verstand.

Was bleibt von Bonhoeffer? Seine Texte, seine Gedanken – vor allem aber sein Beispiel. In einer Zeit, in der Verantwortung gerne abgeschoben wird, erinnert Bonhoeffer uns daran, dass Glauben und Handeln untrennbar zusammengehören.

Bonhoeffer lebte, was er predigte. Er forderte nichts, was er nicht selbst bereit war zu tun. Vielleicht ist das seine größte Stärke: Seine Glaubwürdigkeit. Sowohl sein Leben als auch sein Tod mahnen uns, dass Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit keine Selbstverständlichkeit sind, sondern einer aktiven Entscheidung bedürfen, die täglich neu getroffen werden muss.

Autor/in

Rina Mayer

Pfarrerin