Das wohl eindrucksvollste, wenn man in der Osterzeit nach Spanien kommt sind die Prozessionen.
Besonders die Prozessionen in Sevilla sind wirklich Spektakulär!
Ihr Schwerpunkt liegt freilich in der Karwoche. Aber, die Einwohner von Sevilla bereiten sich das ganze Jahr über auf diese Prozessionen vor.
So sind die Vorbereitungen durchaus aufwändig und akribisch. Sie werden verantwortet von den Bruderschaften des jeweiligen Viertels und haben eine lange Geschichte, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht.
Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Bruderschaften entwickelt und sind zu einem wichtigen Teil der kulturellen Identität von einzelnen Vierteln, ja von Sevilla geworden.
Es gibt viele Symbole und Rituale, die mit den Prozessionen verbunden sind, aber eins steht immer im Vordergrund: die Ehrung, ja die Verehrung des biblischen Geschehens.
Die Prozessionen beginnen oft nachts und führen durch die engen Gassen der Stadt. Riesige, schwere und kunstvoll geformte Figuren, die biblische Szenen darstellen, werden auf den Schultern der Teilnehmer getragen. Die Statuen werden meist von Priestern oder Mönchen begleitet, die Kerzen tragen und beten. Musik begleitet die Prozessionen und schafft einen Rhythmus für die Teilnehmer. Die dabei verwendete Marschmusik ist einzigartig und bleibt mir bis heute im Ohr.
Schwere und kunstvoll geformte Figuren werden zu den Oster-Prozession in Sevilla (Spanien) präsentiert.
Man staunt – wenn sich die Prozession vorbei bewegt: es sind beeindruckende Glaubens- und Hingabebezeugungen. Es ist eine Veranstaltung, die die Menschen von Sevilla jedes Jahr zusammenbringt und das Gemeinschaftsgefühl und das Zusammengehörigkeitsgefühl, ja sevillanische Identität, verstärkt.
Dabei sind die Prozessionen auch eine Gelegenheit zu beten, sich mit anderen Gläubigen zu vernetzen und Gott anzubeten – bis heute prägt der daraus erwachsene Frömmigkeitsstiel die Stadt tief!
Die Hommage an den Himmel „al cielo“ ist der Höhepunkt der Prozessionen. Der Ruf ertönt immer wenn die Tonnen schweren Statuen vom Boden aufgehoben werden und bringen beides zum Ausdruck – die Bewegung der Statue in die Luft, aber auch die Erinnerung an den Zielort der Statuen – die ihnen gewidmete Kirche. Dort angelangt kommt die Stunde des persönlichen Kontakts. Lange Schlangen bilden sich und ziehen an der Statue vorbei um sie zu berühren oder sie im Anschluss sitzend anzubeten.
Es ist ein besonderer Moment, der die Teilnehmer in Ehrfurcht versetzt und sie daran erinnert, dass sie Teil von etwas Größerem sind. Prozessionen in Sevilla sind eine Gelegenheit, den Glauben zu feiern, das Leben zu schätzen und Gott zu ehren.
Das aber gilt nicht nur für den Moment – es prägt eine Grundhaltung über die Karwoche hinaus!
In einer Welt, die oft von Hast und Chaos geprägt ist, sind die Prozessionen von Sevilla ein willkommener Moment der Besinnung der Veränderung, des Innehaltens und Zusammenkommens!
Mich haben Sie immer daran erinnert: Das Leben ist mehr als wir ihm zugestehen. Die Menschen zu beobachten – die plötzlich so einen Rhythmuswechsel in ihrem leben vollziehen ist schlicht beeindruckend! Gelebte Frömmigkeit hat hier einen Platz im Leben von Stadt und Menschen.
Die Hommage an den Himmel „al cielo“ ist für mich Ausdruck dieses besonderen Momentes geworden. In mir wird der Ruf lebendig bleiben!
Simon Döbrich, Pfarrer