Kolumne Oktober 2022
Nachbetrachtung
Im Oktober geht die Festspielzeit in Oberammergau zu Ende.
Hatten Sie auch die Gelegenheit, in diesem Jahr die Passionsfestspiele zu besuchen?
Um es vorweg zu nehmen: mich hat die Aufführung sehr beeindruckt und vor allem sehr berührt.
Sicher, es gibt auch andere Orte, an denen Christi Leiden dargestellt wird. Doch Oberammergau ist schon etwas Besonderes!
Man könnte meinen: Was für ein Spektakel, was für ein Aufwand, wie viele Akteure, 5 Stunden pro Aufführung, und ein ganzer Ort spielt mit!
Ja, die Inszenierung war überwältigend und die Kommentare vieler Besucher am Ende gingen genau in diese Richtung. Ein grandioses, langes Theaterstück mit inbrünstigen Darstellungen. Aber warum kommen die zum Applaus nicht noch einmal heraus?
Wenn da nicht diese besonderen Geschichten hinter stecken würden, die Leidensgeschichte Jesu und der Grund, aus dem die Festspiele überhaupt stattfinden.
Ist uns das eigentlich bewusst, welche tiefe Bedeutung die einzelnen Szenen auch jetzt haben?
Mich hat eine Sequenz besonders betroffen, vor allem, weil sie so brandaktuell ist: die erschreckend realistische Darstellung der Freude daran, einen Menschen zu quälen, zu verspotten! Das hier ist „nur“ ein Spiel, doch die weltweite Situation im Kleinen wie im Großen grausame Realität.
Es gab und gibt auf dieser Welt viele Menschen, die Folter und Tod ertragen um ihrer Überzeugung willen. Jesus aber ist unsere Hoffnung, er ist das Symbol der Auferstehung.
Im Schlussbild spiegeln Magdalena und der ausgezeichnete Chor genau diese Hoffnung wider.
Man spürt, es ist eben nicht nur ein grandios inszeniertes Theaterstück, die Darsteller haben wohl begriffen, worum es geht!
Und die Besucher? Vielleicht nicht Alle, aber doch Viele, man sieht es in ihren Gesichtern!
In mir wirkt die Aufführung noch lange nach.
In 10 Jahren wieder! Warum solange warten?
Ostern ist jeden Tag!
Bleiben Sie behütet.
Dr. Gunhild Kilian-Kornell, Mitglied des KV