Kolumne August 2021
Respekt
Wir zollen Respekt den Helfern in der Pandemie und der Hochwasserkatastrophe.
„Respekt, Respekt“, sagt der Moderator des Magazins und meint den gloriosen Sieg der deutschen Dressurreiterequipe bei Olympia.
Aber, was heißt Respekt überhaupt?
Wörtlich übersetzt aus dem Lateinischen bedeutet das Wort: zurückschauen, wiederbetrachten.
Wir benutzen es im Sinne von „Achtung, Wertschätzen, Aufmerksamkeit gegenüber anderen Lebewesen, Toleranz gegenüber der Meinung anderer, auch wenn sie nicht meiner eigenen entspricht, Anerkennung der Erfolge anderer, Akzeptanz des Besitzes anderer “.
Allerdings habe ich seit geraumer Zeit den Eindruck, dass dieser Begriff einerseits inflationär benutzt wird und andererseits den positiven Inhalt verliert. Wenn mich beim Radfahren zwei Jugendliche abrupt rechts und links gleichzeitig überholen, unmittelbar vor mir wieder einscheren und mich damit fast zu Fall bringen, so ist das alleine schon heftig. Doch, wenn ich auf meinen Protest die Antwort erhalte: „stell dich nicht so an Alte“, macht mich diese Respektlosigkeit sprachlos.
Ihnen ist bestimmt auch schon einmal eine solche oder ähnliche Situation passiert.
Aber, wundert mich dieses Verhalten wirklich?
Lernen wir nicht in den Medien und den sozialen Netzwerken, dass nur der Stärkere, der Lautere und der Aggressivere Respekt verdient?
Wachsen unsere Kinder nicht schon in einer Welt der Beliebigkeit und Respektlosigkeit auf?
Sogenannte „Stars“ im TV machen es uns vor, indem sie Teilnehmer von Sendungen, wie „Germanys Next Topmodel, Gesangswettbewerben o.ä.“ öffentlich herunterputzen, dass es nur so scheppert. Und diese Sendungen werden mit Begeisterung angeschaut!
Das ist Respektlosigkeit und heißt: Geringschätzen, Kränken, Missachten!
Und dieses Verhalten erleben wir doch nahezu täglich im sozialen Miteinander oder sollte ich sagen: Gegeneinander?
Respekt muss man sich nicht verdienen! Man muss ihn haben!
Für ein gedeihliches Miteinander
Dr. Gunhild Kilian-Kornell
Mitglied des KV Starnberg