Kolumne April 2021
Das Kreuz
Wir werden Alle sicher mindestens 3 Kreuze machen, wenn diese Pandemie endlich vorbei ist.
Das haben Sie sicher auch schon oft gedacht, ich schon!
Doch woher kommt dieser Ausdruck: 3 Kreuze machen?
Er ist darauf zurück zu führen, dass Katholiken 3 mal das Kreuzzeichen machen, wenn sie eine unangenehme Situation unbeschadet überstanden haben. Sie berühren zunächst mit der Hand die Stirn, dann die Brust und zuletzt die beiden Schultern.
Mit der Zahl „Drei“ wird die Dreieinigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist demonstriert.
Sich zu bekreuzigen ist ein alter christlicher Brauch, mit dem Kreuz Menschen und Gegenstände zu segnen ebenso. Wir erhalten am Ende eines Gottesdienstes mit dem Segen das Kreuzeichen für einen guten Weg.
So war es früher auch Brauch, einen Abschieds- oder Reisesegen zu spenden, in dem man 3 Kreuze in die Luft zeichnete.
„Hinter dem mache ich 3 Kreuze“ ist heutzutage aber eher negativ belegt, man ist froh, dass diese Person endlich gegangen ist. In diesem Zusammenhang hat das Kreuz wohl eher eine Bannbedeutung, um Teufel und böse Geister, aber auch Vampire fernzuhalten. Letzteres kennen wir aus zahlreichen Vampirfilmen.
Als tragendes Symbol des Christentums gerieten Kreuz und Kreuzesgeste zeitweise in den Bereich der Magie und Dämonisierung und erschienen bestens geeignet als Bann-und Schutzsymbole Verwendung zu finden. Dabei verwischt sich häufig die Grenze zwischen dem bloßen Symbol der Allgegenwart und Allmacht Gottes und der magischen Vorstellung, dass das Kreuz selbst eine übersinnliche Wirkung ausstrahlt. Glaube und Aberglaube liegen hier ganz nah beieinander, woran manche kultische Riten der Kirche, wie etwas das Aschermittwochkreuz oder der Exorzismus nicht ganz unschuldig sind.
Aber im ursprünglichen Sinne steht das Kreuz im Christentum für das unbegreifliche Sterben des unschuldigen Gottessohnes Jesus und gleichzeitig für die Überwindung des Todes durch die Auferstehung. Es ist das Kernsymbol für das Christentum, das gleichzeitig tiefe Trauer und die frohe Botschaft der Auferstehung darstellt (Wikipedia), und der Hoffnung auf die Wiederkehr Christi im Licht.
Darum ist Ostern vor allem auch in diesem Jahr ein so wichtiges, zentrales Fest, bei dem wir Christen nach der Passion die Hoffnung der Auferstehung feiern werden und vielleicht auch hoffen dürfen, dass unsere Passion bald ein Ende haben möge.
Sehr unterschiedlich werden Kreuze dargestellt, mal sehr prunkvoll, mal sehr schlicht, mal mit gleichlangen Balken, mal als „T“. Wir finden das Symbol in einer kreuzförmigen Ausrichtung von Kirchenschiffen. Viele Menschen tragen es als Anhänger an einer Kette.
Durchgesetzt hat sich letztendlich eine Form mit unterschiedlich langen Balken, mal mit, mal ohne Corpus.
Auch das hat Bedeutung: Der lange vertikale Balkan zeigt die Beziehung zwischen Gott und den Menschen. Der horizontale, kürzere Balken weist auf die Verbindung unter den Menschen hin.
Mich haben drei Kreuze besonders berührt:
Eines aus Eisennägeln aus der Herderkirche in Weimar: festgenagelt, wie Jesus am Kreuz, schlicht und den Nagel im wahrsten Sinne auf den Kopf getroffen, Eines kaum 10 cm großes hölzernes aus Ruanda, bei dem Jesus selbst das Kreuz ist. Einfach und berührend.
Und zuletzt das Kreuz in der Friedenskirche bei der letzten Passionsandacht: ein Hoffnungslicht in der Dunkelheit!
Lassen Sie Sich berühren!
Frohe Ostern!
Dr. Gunhild Kilian-Kornell
Mitglied des KV Starnberg