Kolumne Februar 2021
"Von Kindern beten lernen"
"Lieber Gott! Wenn du bestimmt hast, dass Kinder immer den Abfalleimer auslehren müssen, dann ändere das bitte!"
Das betet Niklas. Sein Gebet ist in einem kleinen sehr unterhaltsamen Büchlein aufgeschrieben. Dirk hat ganz andere Sorgen: "Lieber Gott! Unser Rasen ist prächtig. Den solltest du Sehen! Aber er macht fürchterlich viel Arbeit. Kannst du mir helfen!"
Haben Sie beim Hören auch geschmunzelt? Ich habs beim Lesen jedenfalls getan. Ich habe gelacht. Nicht herablassend, das nicht – eher ein wenig neidisch. Ich dachte: Was, so einfach ist das? Da ist ein Mensch – da ist Gott – da sind Sorgen und Wünsche – und die werden ganz einfach zum Thema. Was mache ich es mir manchmal kompliziert! Wie lange überlege ich: Was kann ich sagen? Wie muss ich es sagen? Ist das überhaupt ein Thema für ein Gebet?
Kinder kennen dieses Problem nicht. Andrea auch nicht. Sie betet: "Lieber Gott, ich wette, dass du noch nie Diät essen musstest. Ich habs langsam satt!"
Ich lerne von den Kindern: Gott ist keine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, bei der ich die Form wahren muss. Er hört seinen Kindern gerade dann zu, wenn sie so reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Ich lerne: Das Gebet kann alles enthalten, selbst herausfordern und lästern kann ich im Gebet, wie es Hiob oder die Propheten getan haben. Und was falsch machen beim Beten kann ich eh nicht.
Vielleicht haben Sie ja auch den Mut, es mal wieder zu versuchen – das Beten. Vielleicht noch eine Anregung gefällig – von Heike: "Lieber Gott, es beruhigt mich, dass du überall bist. Das wärs für heute!"
Von Pfarrer Johannes de Fallois