Kolumne Februar 2020
„Ihr sollt ein Segen sein“
Dieser Februar macht wieder einmal Überstunden. Alle Menschen, die am 29. Tag des Monats Geburtstag haben, können am tatsächlichen Datum auch ihren Ehrentag feiern! In unserer Kirchengemeinde sind das einige. Nach § 168 des Bürgerlichen Gesetzbuches gilt für sie sonst immer der 28. Februar als „Ablauftag“, sodass sie quasi erst am 1. März ein Jahr älter werden. Das historisch berühmteste Geburtstagskind ist vermutlich Leo von Klenze, den man in Süddeutschland als Maler, Architekt und Schriftsteller der Epoche des Klassizismus kennt. Der eine Tag mehr soll kleine Ungenauigkeiten im astronomischen Jahr ausgleichen, die in einem Kalenderjahr mit 365 Tagen auftreten. Weil in der römischen Zeit, aus der unser zweiter Monat auch noch seinen Namen hat, der Februar der letzte Monat im Jahr war, wurden notwendige Ausgleichstage dann dort angehängt.
Das in Herrnhut in der Oberlausitz für den 29. Februar ausgeloste biblische Wort zum Tag („Tageslosung“) steht im Buch des Propheten Sacharja (Sach). Dieses Buch strotz vor froher Erwartung: was Gott seinem Volk versprochen hat, wird in allernächster Zeit eintreffen. Die Menschen mögen daraus bitte jetzt schon Konsequenzen ziehen! Das geht so weit, dass der Prophet sogar Trauernden empfiehlt, mit dem Fasten aufzuhören (Sach 8,18-19). Woher hat der Prophet diese Gewissheit? Sein Buch enthält als Kern acht „Nachtgesichte“, die ihm einen Blick in die nächste Zukunft ermöglichen. Es ist, als wüssten wir heute schon, wie die Kommunalwahlen am 15. März ausgehen werden. Zudem betonen diese Nachtgesuchte, dass auch Jerusalem gereinigt und böse Völker bestraft werden. Am Ende (Sach 8,23) findet sich die große Hoffnung, dass schließlich alle Ethnien auf Erden friedlich nach Israel pilgern werden, wo auf dem Berg Zion der Tempel Gottes auf sie wartet. Der Kontrast zu unserer Gegenwart könnte also größer gar nicht sein, weder was berechtigte Hoffnungen auf Frieden im Nahen Osten angeht, noch was unsere Fähigkeit betrifft, getost in die Zukunft zu gehen. Dennoch sollte das biblische Wort zum Schalttag aus dem Buch des Propheten Sacharja auch für uns ein Ansporn sein: „Ich will euch retten, dass ihr ein Segen sein sollt.“ (Sach 8,13)
Dass wir seit unserer Taufe unverbrüchlich mit Gott verbunden sind, wissen wir. Die biblische Tradition beschreibt das gerne mit dem Wort „gerettet“. Sodass wir an uns selbst erleben können, dass die heilvolle Erwartung bei Sacharja sich an uns schon erfüllt hat. Bleibt uns, nun auch den zweiten Teil der Ankündigung zu realisieren. Entweder als Geburtstagskind an diesem Tag, der ja auch noch ein Samstag ist, vielleicht durch eine kleine Feier mit den Menschen, die wir gerne wieder einmal fröhlich um uns haben. Und für alle anderen als ein Tag, an dem wir uns darüber vergewissern, den Menschen, die uns wichtig sind, den Segen Gottes auch wirklich spüren zu machen, wozu wir mit der Taufe beauftragt sind. Wir haben immerhin einen langen Februar Zeit, uns dazu ein paar Gedanken zu machen.
Gute Ideen dafür wünscht Ihnen
Ihr
Pfarrer Dr. Stefan Koch