Kolumne Dezember 2017
Lebkuchen backen
Alle Jahre wieder um diese Zeit flattert die Terminerinnerung auf mein Handy. Per SMS fragt mich eine gute Freundin, ob wir auch in diesem Jahr wieder gemeinsam unsere Lebkuchen backen. Und dann sehe ich zu, mich auch dieses Jahr wieder für zwei Abende dafür frei zu machen. Schließlich gibt es diese Lebkuchen nur, wenn wir gemeinsam an die Arbeit gehen! Dann suchen wir das alte fränkische Rezept heraus und besorgen die Zutaten (von denen ich hier nur eine verrate: sechs geriebene „Bamberger Hörnchen“ müssen hinein). Dann mischen wir den Teig zusammen und backen unsere 33 Lebkuchen – die genaue Zahl variiert je nachdem, wie akkurat wir in diesem Jahr die Teigmasse in ei-ner leichten Wölbung auf den runden Oblaten mit dem Messer verstreichen … Schnell füllt der wunderbare Duft aus dem Herd die Wohnung, drei Bleche mit Lebkuchen hintereinander sind es insgesamt. Am nächsten Tag wird glasiert oder schokoliert. Und dann kommen die guten Stücke in die Blechdosen und dürfen bis Weihnachten warten. Denn sie sind Weihnachtsgebäck, das dann besonders gut schmeckt, wenn ich in der Adventszeit darauf verzichte …
In der verkürzten Adventszeit dieses Jahres muss ich mir die Zeit fürs Backen eigens reservieren. Der vierte Advent fällt heuer auf den Heiligen Abend, der Kirchenvorstand hat deshalb entschieden, dass es deshalb keinen Adventsgottesdienst am Vormittag des 24.12. geben soll. Wo wir doch an diesem Tag dann am Nachmittag ab 14 Uhr zur Weihnachtsfeier in die Kirchen und ins Gemeindehaus einladen. Also bleiben fürs Backen nur knappe drei Wochen …
Neben den Lebkuchen gibt es in der Adventsbackstube im Hause Koch auch noch Plätzchen, ebenfalls nach einem alten Familienrezept. Die Besonderheit daran: als ihr Triebmittel dient nicht Hefe, um den Teig leichter zu machen. Hefe oder Sauerteig würden ihn biologisch lockern, wie sie das bei meinem Brot tun. Für Kuchen braucht man in der Regel etwas zur chemischen Lockerung, genauer Backpulver (für viele Rührkuchen), Hirschhornsalz (für Mürbteig oder Lebkuchen) oder Pottasche (für Honigkuchen). Letztere ist gar nicht so leicht zu bekommen, macht aber meine Honigkuchenplätzchen schön fluffig und leicht.
Von den Honigkuchenplätzchen ist es dann nur noch ein Gedankensprung zum Honigkuchenpferd und seinem sprichwörtlichen Lächeln über das ganze Gesicht. Bei aller Düsternis und Schwere, die in der Zeit des November und Dezember manchmal auf Land und Leuten liegt: das Ziel aller Vorbereitung im Advent und auch meiner Backstubenstunden ist das Weihnachtsfest, dessen Freude über das neue Leben in der Krippe mich freilich auch dann anstecken wird, wenn es in diesem Jahr gar nicht zum eigenen Backen gereicht hätte.
Pfarrer Dr. Stefan Koch