Kolumne Februar 2018
"Faschingsferien, Fasten und Exerzitien"
Rosenmontag – Faschingsdienstag – Aschermittwoch – kaum eine Zeit in der zweiten Hälfte des Winters ist so ritualisiert wie das Ende der „tollen Zeit“. An den Abenden laufen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen die Prunksitzungen aus Mainz, Köln und Düsseldorf. Rosenmontag und Faschingsdienstag sind die Tage der großen Umzüge durch die Innenstädte. Am Aschermittwoch ist dann angeblich „alles vorbei“. Eigentlich ist damit aber nur die Schwelle betreten, die in die folgende Zeit hineinführt. Ein weiterer Schritt sollte folgen, um sie zu überschreiten …
Die Schulen nutzen die gesetzlich freien Tage des Faschings zum Atemholen, in Bayern sind diese Tage unterrichtsfrei. Lehrerinnen und Lehrer schnaufen nach dem Zwischenzeugnis noch einmal durch, bevor das zweite Halbjahr beginnt. Skifahrer freuen sich auf Pistenzeit jenseits des Wochenendes, wissen aber, dass viele in dieser Zeit an den Hängen und auf den Straßen unterwegs sind. Im offiziellen Kalender heißt diese Zeit „Winter-“ oder „Frühjahrsferien“, so als könnte man sich nicht so recht zwischen den Jahreszeiten entscheiden.
Auch kirchlich markieren diese Tage eine Zeit des Übergangs. In der Katholischen Kirche werden die 40 Tage bis Ostern offiziell „österliche Bußzeit“ genannt, protestantisch ist von der „Passionszeit“ die Rede, orthodox spricht man von einer der „großen Fastenzeiten“.
Zweck eines Fastens in dieser Zeit ist nach offizieller lutherischer Überzeugung „den alten Adam zu zähmen“ (so die Bekenntnisschriften unserer Evangelisch Lutherischen Kirche, BSLK, S. 302), ein Fasten wird insbesondere zur Vorbereitung auf das Heilige Abendmahl empfohlen. Als kirchliches Gebot kann ein Fasten freilich nicht gelten: „Fasten und leiblich sich bereiten ist wohl eine feine äußerliche Zucht“ (BSLK, S. 521). Wer fastet, tut das nicht, um Gott zu gefallen, sondern um mit sich selbst wieder besser ins Lot zu kommen und frei von eigenen Zwängen zu werden, soweit das in unserer Hand liegt.
Zur Vorbereitung auf Ostern dienen in diesem Jahr auch wieder die „Ökumenischen Exerzitien im Alltag“, die am 20. Februar 2018 ab 20 Uhr im katholischen Gemeindezentrum in der Mühlbergstraße 6 in Starnberg beginnen. Jeden Dienstag in der Passionszeit begleiten die katholische Religionspädagogin Veronika Pfefferer-Kraft und ich eine feste Gruppe (Anmeldung im Pfarramt) auf einem sehr persönlichen Weg des Nachdenkens. In diesem Jahr geht es bei den Exerzitien um das Thema „Suche Frieden“, gewiss auch den inneren Frieden mit mir selbst.
Pfarrer Dr. Stefan Koch